top of page
DSC01954.JPG

Therapeutisches Klettern

Wer es ​einmal probiert, kann erfahren, welche positiven Effekte das Klettern auf die Psyche, die Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein haben kann.

Vertrauen aufbauen, den ersten Schritt wagen, den richtigen Weg finden, nach Alternativlösungen suchen, sich helfen lassen und schließlich das Glücksgefühl zu empfinden, wenn das Ziel erreicht ist - auf diesen Erfahrungen kann man auch nach der Kletterstunde im alltäglichen Leben weiter aufbauen. 

 

Viele Menschen leiden unter Höhenangst, die sich z.B. bei steilen und ausgesetzten Wegen in den Bergen, Sesselliften und Gondeln, Brücken und Türmen bemerkbar macht.

Häufig ist diese Angst aber auch korreliert mit weiteren Ängsten, das heißt die Höhenangst ist lediglich ein Symptom. Bei Angstpatienten besteht grundsätzlich die Annahme, das Leben muss kontrollierbar, sicher und vorhersehbar sein. Ist das nicht der Fall, treten starke Symptome auf.

Diese Angst vor der Höhe kann man beim Klettern in der Halle wunderbar trainieren und verlieren. Der Patient lernt, dass auch beim Loslassen und Fallen nichts passiert, dass man der sichernden Person vertrauen kann und erlebt direkt Erfolgserlebnisse.

 

Hier wirkt das Klettern im Körperbereich, durch schnelle Erfolgserlebnisse „spürt man den Körper wieder“. Durch die Überwindung dieser Angst wird das „Tor zur Wahrnehmung anderer Ängste“ verkleinert, der Patient traut sich im Leben wieder mehr zu.

Video - Therapeutisches Klettern

Die therapeutische Wirkung des Kletterns kann man sehr gut am Beispiel des Balancemodells mit den vier Bereichen Körper/Sinne, Leistung, Kontakte und Zukunft/Phantasie erklären.

Im Bereich Körper/Sinne wird die Konzentration, Beweglichkeit und Koordination gefördert, mehr als in den meisten anderen Sportarten. Man geht an die körperlichen Grenzen, spürt den Körper wieder neu, überwindet die Antriebslosigkeit (der 1. Schritt ist immer der schwerste!). Man lernt, die Route zu erkennen, ganz praktisch in Form der farbigen Griffe und Tritte.

Im Leistungsbereich gelingt es, mal wieder „über sich hinauszuwachsen. Eine neue Art von Leistung führt zu mehr Selbstbewusst sein, man spürt Glücksgefühle (Erhöhung der Neurotransmitter im Gehirn).

Im Bereich Kontakte schließt man beim Klettern neue Kontakte und lernt, sich und anderen zu vertrauen.

 

Im Bereich Zukunft - Phantasie (Pläne, Wünsche und Hoffnungen) finden sich neue Lösungswege, man überträgt die gefundene Route auf sein Leben, überwindet Grenzen, lernt die Kontrolle auch mal abzugeben und sich fallen zu lassen. Das fördert das Finden von Perspektiven.

Die Erfahrung in Weiterbildungen haben gezeigt, dass Patienten, die an Einheiten des therapeutischen Kletterns teilnahmen, von diesen sehr schnell profitieren konnten. Schon nach 2 Einheiten zeigten sich positive Veränderungen, die sich auch in den begeisterten Rückmeldungen zeigten.

Angst überwinden beim Therapeutischen Klettern

Für wen ist therapeutisches Klettern geeignet ?

Als Ärztin und Psychotherapeutin kann ich mit Ihnen abklären, ob therapeutisches Klettern für Sie möglich und sinnvoll ist.

Grundsätzlich eignet sich therapeutisches Klettern für

  • Menschen mit Angststörungen: In einer sicheren Umgebung lernt der Patient, Ängste zu überwinden und Herausforderungen Schritt für Schritt anzugehen und zu meistern. Dies stärkt das Selbstbewusstsein auch für alltägliche Lebenssituationen.
    Der Patient lernt vorsichtig, sich anderen Menschen anzuvertrauen und Hilfe anzunehmen.

  • Menschen mit Depressionen: Körperliche Bewegung und soziale Interaktion motiviert den Patienten, positive Ziele zu erreichen, Erfolge zu erzielen und wieder Glücksgefühle zu empfinden.

  • Menschen mit PTBS (posttraumatischen Belastungsstörungen): Klettern kann helfen, PTBS zu behandeln, indem es den Klienten in einer sicheren Umgebung unterstützt, Herausforderungen zu meistern und Selbstbewusstsein aufzubauen.

  • Menschen mit sozialen Phobien: Klettern kann helfen, soziale Phobien zu überwinden, indem es den Patienten dazu ermutigt, soziale Interaktionen zu pflegen und positive soziale Erfahrungen zu sammeln.

  • Kinder und Jugendliche mit Verhaltensproblemen: Klettern kann helfen, Verhaltensprobleme bei Kindern und Jugendlichen zu behandeln, indem es Selbstbewusstsein und Konzentration fördert und positive soziale Interaktionen fördert.

Wie wird das therapeutische Klettern durchgeführt ?

Das von mir angebotene therapeutische Klettern wird in einer Gruppe von zwei bis vier Personen in Kooperation mit einem Klettertrainer durchgeführt und der/die PatientIn bzw. TeilnehmerIn wird mit einem bereits installierten Seil im Toprope gesichert. Das heißt ein fest fixiertes Seil mit Umlenkung kommt von der Hallenwand, in die losen Enden wird der Kletterer und derjenige, der sichert, eingebunden.

 

Beim therapeutischen Klettern hat der oder die TherapeutIn eine spezielle Ausbildung, die zum Sichern befähigt. Niemand muss also Angst haben, abzustürzen.

 

Der Zeitrahmen beträgt 1,5 bis zwei Stunden. Die Anzahl der Einheiten kann individuell festgelegt werden. Die Kurse werden auf Basis der jeweiligen Nachfrage aktuell geplant.

Der Teilnehmer wird beim Therapeutischen Klettern durch einen professionellen Coach gesichert

Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit des therapeutischen Kletterns ?

Es gibt Studien, die die Wirksamkeit des therapeutischen Kletterns bei psychischen Störungen untersucht haben. Hier sind einige Beispiele:

  • Zur Wirksamkeit des therapeutischen Kletterns bei Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS):
    Die Studie "Climbing as an Add-On Treatment Option for Patients with Severe Anxiety Disorders and PTSD" des International Journal of Environmental Research and Public Health vom 15.09.2022 bestätigt die positiven Wirkungen des therapeutischen Kletterns bei Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen und fand heraus, dass therapeutisches Klettern Angstsymptome in verschiedenen Bereichen signifikant reduzieren kann.

  • Eine Studie des Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über die "Langzeiteffekte der Boulder-Psychotherapie auf Depressionen" lieferte Beweise für die Wirksamkeit des Boulderns bei der Behandlung von Depressionen und zeigte auf, dass die positiven Wirkungen für einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten aufrechterhalten werden können.

Bildergalerie "Therapeutisches Klettern"

bottom of page